Zwei Antrittskonzerte (Justin Doyle beim RIAS Kammerchor, Vladimir Jurowski beim RSB), zwei Filme (eine Waltraud-Meier-Doku bei Arte, ein Isang-Yun-Porträt beim Musikfest), zwei Messen in Knechtsteden, gleich fünf Isang-Yun-Konzerte zu seinem 100. Geburtstag, eine Suk-Sinfonie in Bamberg, Julian Steckel spielt Haydn in Bern, Patricia Kopatchinskaja lässt sich den Bartók in Köln nicht nehmen, außerdem: Ensemble Musikfabrik mit Harry-Partch-Instrumenten in Bochum und eine Zauberflöten-Premiere in Wien.
Was: Antrittskonzert von Justin Doyle mit dem RIAS Kammerchor. Gesungen wird das »Orakel der Musik«, Werke von Claudio Monteverdi. Das Ganze findet statt im Rahmen des Musikfests Berlin.
Raum und Zeit: 15. Und 16. September, Berlin. Die Konzerte bestehen jeweils aus einer Messe in der St. Hedwigs-Kathedrale und einer Vesper im Pierre-Boulez-Saal.
Zitat: »Im Moment bin ich umgeben von Monteverdi. Seine Version des Psalms Beatus Vir wurde sogar auf meiner Hochzeit gesungen. Sie ist eines der erhebendsten Chorstücke, die je geschrieben wurden.« (Justin Doyle in VAN)
In VAN #122: Eine Playlist von Justin Doyle, Kathedralen-Style.
In VAN #55: Ein Interview mit Justin Doyle kurz nach der Verkündigung seiner Berufung.
Was: Julian Steckel (Cello) spielt mit Camerata Bern, das D-Dur Cellokonzert von Joseph Haydn.
Raum und Zeit: Bern, am 16.9. in der Aula im Progr – Zentrum für Kulturproduktion, am 17.9. im Zentrum Paul Klee
Zitat: ›Weißt du Julian, wenn du 20 Jahre früher geboren wärest, dann säßest du jetzt nicht hier, sondern würdest First Class nach Japan fliegen und Haydn spielen, und nur dass du’s weißt: das wird nie passieren!‹ Heinrich Schiff zu Julian Steckel, wiedergegeben von Julian Steckel im VAN-Kneipengespräch. (Und jetzt spielt er wenigstens Haydn!)
In VAN #68: Der heißeste Tag des Jahres, die eine schlechte Kritik, die Probleme und Zwänge, Fantasien und Pläne, Heinrich Schiff, das Kreuzfahrtschiff. Noch ein Helles bitte. Das Kneipengespräch mit Julian Steckel.
Was: Das Ensemble Musikfabrik spielt bei der Ruhrtriennale auf den legendären Harry-Partch-Instrumenten folgende Stücke: Monophonie von Phillip Sollmann, Korpus von Simon Steen-Andersen, ein weiteres Stück von Helge Sten, Mitglied der tollen Rockband Motorpsycho und Ring around the Moon – A Dance Fantasm for Here and Now von Harry Partch selbst.
Raum und Zeit: 16. und 17. September, Bochum, Jahrhunderthalle
Zitat: »Diese Instrumente, man muss sie wirklich als Prototypen sehen, irgendwie unfertig und als Musikinstrumente total schwach auf der Brust, da kommt auch oft einfach nichts oder wenig raus!« (Phillip Sollmann im VAN-Interview)
In VAN #93: Interview mit Phillip Sollmann über sein Werk für Harry-Partch-Instrumentarium, Monophonie.
Was: Mozarts Zauberflöte in einer Neuproduktion mit AKAMUS, dem Arnold Schönberg Chor und René Jacobs (musikalische Leitung). Es singen Dimitry Ivashchenko, Nina Minasyan, Sebastian Kohlhepp, Sophie Karthäuser, Daniel Schmutzhard, Katharina Ruckgaber und andere.
Raum und Zeit: Premiere ist am 17. September, weitere Aufführungen gibt es am 19., 21., 23., 26. Und 28. September jeweils im Theater an der Wien.
Zitat: »Die Wiener Philharmoniker sind ein gutes Orchester, aber nicht das ideale Instrument für Mozart.« (René Jacobs im VAN-Interview). Folgerichtig arbeitet er diesmal mit AKAMUS.
In VAN #31: Interview mit René Jacobs über den Dirigenten als Wissenschaftler, den Historiker als Musikbesessenen, Mozart, andere Alte Musik und den Zustand des Opernbetriebs.
Was: »Adieu Kundry, Adieu Isolde« - eine Dokumentation über die »Wagner-Legende« Waltraud Meier
Raum und Zeit: bis zum 17. September online in der arte-Mediathek
Zitat: »Seit 34 Jahren singe ich die Kundry jetzt schon, in über 20 Produktionen – zumindest habe ich bei 20 aufgehört zu zählen. Ich habe mich mit dem Stück sehr, sehr intensiv beschäftigt – vor allem in psychologischer Hinsicht. Da bringe ich natürlich eigene Gedankengänge mit. Und die müssen eben ins Gefüge der Produktion passen. Ich darf mit meiner eigenen Konzeption nicht den Rahmen dessen sprengen, was der Regisseur sich erdacht hat. Ich darf keine völlig andere Geschichte erzählen.« (Waltraud Meier in VAN über ihr letztes Mal als Kundry an der Staatsoper Berlin im März 2016)
In VAN #50: Interview mit Waltraud Meier über Zugänge zu Wagner, das Problem der ›Aktualisierung‹ alter Stücke und den Ärger darüber, dass das Publikum nicht mehr nach dem philosophischen oder psychologischen Kerngedanken des Stücks fragt.
Was: Isang Yuns 100 Geburtstag wird in Berlin und Hamburg ordentlich gefeiert: Das Musikfest Berlin widmet ihm einen eigenen Schwerpunkt mit Konzerten (unter anderem dem Antrittskonzert von Vladimir Jurowski als Chefdirigent des RSB), einer Ausstellung und dem Porträtfilm November-Elegie. Im Rahmen des Monats der zeitgenössischen Musik gibt es ein Konzert mit dem Ensemble Klarinette – Akkordeon und dem Sonar-Quartett. Das Ensemble Resonanz lädt zum Konzert »yong« (koreanisch für »Drache«). Gespielt werden Werke von Isang Yun aus den 80er Jahren, kombiniert mit Musik von Maurice Ravel, dazu liest Anne Müller vom Deutschen Schauspielhaus aus »Der verwundete Drache«, einem Interview der Schriftstellerin Marie Luise Rinser mit Isang Yun.
Raum und Zeit: Die Konzerte beim Musikfest (Gyeonggi Philharmonic Orchestra im Konzerthaus, Isang Yun Chamber Soloists im Kammersaal der Philharmonie, RSB - Antrittskonzert des Chefdirigenten Vladimir Jurowski in der Philharmonie) finden alle am 17. September statt. Der Film November-Elegie wird ebenfalls am 17. September im Hermann-Wolff-Saal gezeigt (Eintritt frei). Die Ausstellung läuft bis zum 30. September im Foyer des Kammermusiksaals der Philharmonie. Das Ensemble Klarinette – Akkordeon spielt mit dem Sonar-Quartett am 16. September in der UdK. »Yong« mit dem Ensemble Resonanz steigt am 15. September im resonanzraum St. Pauli.
Zitat: »Es war eine sehr emotionale Musik, wie ein Klangstrom, ein asiatischer Fluss. Solche Musik kannte ich nicht, es klang irgendwie sehr nah dran an meinen Vorstellungen von Musik.« (Der Komponist Toshio Hosokawa über die Musik seines Lehrers Isang Yun)
In VAN #122: spricht Hartmut Welscher mit Toshio Hosokawa über Isang Yun.
Was: Patricia Kopatchinskaja spielt Bartók mit dem Mahler Chamber Orchestra. Letzteres gibt außerdem Dvořáks Siebte.
Raum und Zeit: 19. September in der Kölner Philharmonie
Zitat: »Wenn man es gut macht, können gerade die großen Werke des 20. Jahrhunderts für das Publikum Schlager sein, dazu gehört auch das zweite Bartók-Konzert. Das Publikum liebt das. Aber es gibt Veranstalter, die sagen ›Naja, ein Bartók ist halt an der Kasse nicht so gern gesehen.‹ Auf eine Woche gesehen liegen sie richtig, auf ein Jahrzehnt gesehen liegen sie falsch. Wenn sie die richtigen Leute einladen, um diese Musik zu machen, dann haben sie einen langfristigen Renner im Programm.« (Patricia Kopatchinskaja in VAN) Dazu passend nimmt sich Alina Ibragimova (ebenfalls in VAN) vor: »Nächstes Mal, wenn ich Bartók spielen will und jemand fragt: ›Kannst Du bitte eine Alternative vorschlagen?‹, werde ich ›Nein‹ sagen.«
In VAN #57: Patricia Kopatchinskaja hält es nicht mehr aus: Nur Reproduktionen, keine Entwicklung in der Kunst. Außerdem über die Geigerin in VAN #03: Ansichten einer Ungezähmten.
Was: Zwei Messen: Bachs Lutherische Messe in g-Moll und Zelenkas Missa omnium sanctorum mit dem Collegium 1704 und dem Collegium Vocale 1704 beim Festival Alte Musik Knechtsteden
Raum und Zeit: 20. September in der Klosterbasilika Knechtsteden
Zitat: »Bach, Bach, wir brauchen Bach!« (User alexahoi auf Instagram)
Was: Die Saisoneröffnung der Bamberger Symphoniker mit Jakub Hrůša, unter anderem mit Josef Suks Asrael, Symphonie für großes Orchester Nr. 2 c-Moll op. 27.
Raum und Zeit: 20. September, Konzerthalle Bamberg
Zitat: »Und dann kam nach der Pause Suks Asrael-Sinfonie und ich dachte vorher: Oh je, nochmal 60 Minuten! Aber ich bin ein disziplinierter Mensch, also bin ich geblieben. Dann fing es mit nur dieser einen Note an (geht ans Klavier und spielt den ersten Ton). Ich liebe Stücke, die so anfangen. Plötzlich entfaltete sich eine ganze Landschaft, so wie ich es vorher nie erlebt hatte. Das Stück vereinnahmte mich komplett. Dann noch die Transformation am Ende des Stücks von tiefster Trauer zum offenen Himmel – mir kamen damals wirklich die Tränen.« (Jakub Hrůša in VAN)
In VAN #111: Tschechische Musik hören mit Jakub Hrůša (und vorher in VAN #110: Lernen, wie man Hrůšas Namen richtig ausspricht). ¶