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Kann es wirklich sein, dass die letzten Bagatellen noch vor der Inauguration dieser neuen bizarren Parallelrealität erschienen sind? Und was heißt das Ineinanderfallen von Satire und Realität für unser kleines Format?
Gleichzeitigkeit eben, gab es schon immer. Dazu Thomas Fischer, Bundesrichter a.D. am 12.7. in der Zeit.
Niemand, der für die Simulation eines “Gesprächs” zwischen den aufgeblähten Königen Putin und Trump 200 Millionen Dollar ausgibt, ohne ansatzweise darüber informiert zu werden, um was es dabei eigentlich geht, kann sicher sein, dass nicht ein Vulkan aus Enttäuschung, Dummheit und Hoffnungslosigkeit unter seinem Hintern explodiert, mitten im vierten Satz der Neunten Sinfonie. Dagegen war die Lage in Versailles noch ziemlich harmlos.
Dennoch wäre es interessant gewesen zu sehen, was edelmütige Protestformen, massenhaft praktiziert, zu verändern imstande gewesen wären. Klassische Musik muss, wenn sie bei solchen Anlässen nicht in den Sog einer Machtdemonstration geraten will, entweder wahnsinnig subtil, öffnend, fragend sein oder sich über Personen versuchen zu positionieren. Zu beidem ist Beethovens Neunte und war Kent Nagaon, gewissermaßen als Gast von Angela Merkel, nicht fähig. Dass die Elbphilharmonie Tage später Gastgeberort für ein Konzert nur für die Polizisten ist, fördert wieder eher ein Ans-Revers-heften als die Schaffung eines neuen Raums.
Apropos »Welcome to Hell«: »Vladimir Putin macht ein verstimmtes Klavier für sonderbares Vorspiel in China verantwortlich«, titelte die Sun. Das Klavier ist wirklich verstimmt, merkt man beim Hören des insgesamt verstörenden Videos. Die Einsamkeit des Klavierspielers in einem großen Saal der Macht ohne Applaus nach einem monophonen Stück auf einem verstimmten Klavier – vielleicht verwegener, so was auf sich zu nehmen, als Bärenjagd, Reiten mit nacktem Oberkörper und anderes.
Sind »Revolution« (Festival Radio France Occitanie Montpellier), »Identität« (Lucerne Festival) oder »Veränderung« das »Leben, Lachen, Tanzen, Mensch« des Festivaldramaturgen?
Steven Isserlis findet die britischst-möglichen Worte für den Zustand der Toiletten im Barbican Centre, London.
Ben Folds komponiert mit dem National Symphony Orchestra, dessen Artistic Advisor er ist, ein Stück in 10 Minuten.
User Tyler Eugene Stewart Kayle kommentiert:
I don’t know who else to share this with. He busted out a song with the orchestra like it was just a garage band.
Like it was just a garage band oder die Software Garage Band, ein bisschen so schauen die Orchestermitglieder drein.
Johannes Brahms’ Blick, kurz nach dieser Performance eingefangen, spricht Bände.
Wohl dem, dessen mindblowing facts von Philip Glass richtig gestellt werden.
Jetzt kriegen wir die Sommerkurve, versprochen. Die ehrwürdige Met etwa, die macht jetzt in Memen.
Übrigens, Ceci n’est pas un Avi Avital.
Und das eigentlich kein Dirigent.
Weitere Ähnlichkeiten: Joyce DiDonato entdeckt dieses Bild des jungen Bruno Walter und meint den Doppelgänger von ihrem Bassbariton-Kollegen Luca Pisaroni gefunden zu haben …
… der gerade beim Rossini Opera Festival in Pesaro ist, …
… wo die stylischsten Bilder herkommen, die wir für diese Ausgabe der Bagatellen gefunden haben. So sieht die Vorbereitung dort aus.
Was ist mehr Jet Set: Ein schnelles, rotes Auto? (»You look just like you own it!!! So, OWN IT! :-))«, kommentiert einer.)
… die eigenen Tomaten aus Granada nach Aix-en-Provence einfliegen zu lassen …
… oder in Boxershorts und Panama Hut vor Ksenia Sidorova ein Orchester dirigieren?
»Wonderful! Where can I get one of these Monet filters?«, fragt User sovereign26 zu diesem Bild von Paavo Järvi. Und so geht es: In eine musikalische Familie hinein inkarnieren, Schlagzeug und Dirigieren studieren, reisen, weiterlernen, ein kammermusikalisches Rockensemble gründen, weiterstudieren, Orchester leiten, im Flugzeug Partituren studieren, Leute kennenlernen, weiterarbeiten, größere Orchester leiten. Dann: Warten bis es Sommer wird und man an die schönen Orte vor historischer Kulisse eingeladen wird, wo die Leute sich zu kleiden verstehen. Dann im Dunkeln fotografieren, ohne sich ums Licht zu kümmern, Bildrauschen entsteht, vermischt sich auf wunderbare Art mit der Kulisse … fertig ist der Monetfilter! ¶