Die Lieblingslinks der Woche
Die Süddeutsche fasst Symptome einer Geschlechterkluft zusammen, liefert aber nur eine einzelne dürftige Erklärung.
»Vielleicht hat sich der Rest davon abschrecken lassen, dass komponierende Frauen im Schnitt 35 Prozent weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen.«
Und dann gibt es noch diesen Absatz:
Noch heute erzählt Neuwirth von der Arroganz der Intendanten, die sie damals, unzufrieden mit dem Ergebnis, kurzerhand wieder rausgeworfen hätten: “Niemand in der gesamten Musikbranche war solidarisch, obwohl der Auftrag bereits mehrfach veröffentlicht worden war. Der Vorfall wurde sofort unter den Teppich gekehrt, als ob er nicht existiert hätte. Und im Zusammenhang mit meiner Oper “Lost Highway” hat ein Dramaturg in einer E-Mail, die ich heute noch besitze, geschrieben: ,Drei Frauen sind zu viel.’”
Wo Olga Neuwirth das erzählt, hätte Simon Tönies auch angeben können: in unserem Interview.
Vertiefende Informationen zur Konzerthauslandschaft in Deutschland präsentiert Benedikt Stampa, Intendant des Konzerthauses Dortmund, in seiner Erhebung Konzerthäuser in Deutschland (entstanden im Auftrag des Deutschen Musikinformationszentrum). Es gibt Definitionen und nützliche Grafiken, zum Beispiel zum Verhältnis von Eigen- und Fremdveranstaltungen großer Häuser, dem Anteil verschiedener Musikrichtungen an der Gesamtzahl der dortigen Veranstaltungen.
Die Ehre ist groß, das Preisgeld klein, 800 Dollar nämlich. Das kanadische House of Commons hat einen Kompositionswettbewerb anlässlich der 150-Jahr-Feier Kanadas ausgeschrieben. Musical Toronto schreibt:
According to the Canadian League of Composers (CLC), the suggested minimum rate for a five-minute work for one or two performers should be at least $2,125. This would make the competition award 62% lower than the suggested minimum fee for composers.
Auch zur Eröffnung der Elbphilharmonie sind zahlreiche Artikel erschienen: Ja, es kann sein, dass Manuel Brug über seinen Platz ein bisschen beleidigt war, aber er liefert in der Welt eine bestimmt nicht aus der Luft gegriffene Kritik an der Akustik:
Die 2100 Plätze sind kreisförmig angeordnet. Steigen über einem sehr kleinen, arg tief liegenden Parkett auf acht, neun Halbetagen an. Fast die Hälfte der Plätze liegt steil und direkt neben, hinter und über dem Orchester. Die ersten Reihen erheben sich unmittelbar an den Köpfen der Musiker. Die aber haben ihre Schalllöcher nach vorn gerichtet, so tönen auch menschliche Münder. Von der Hälfte der Plätze hört man also mindestens anders als gewohnt; von manchen, ich sage nur: Block I, Reihe Vier, Sitz 24, richtig schlecht. Denn ein strikt nach vorn spielendes Orchester in einem fast runden Saal mit offenbar zu wenig Nachhallraum, das kann auch ein Toyota nicht umformen.
In unserem Interview mit dem Komponisten Philippe Manoury (großer Fan der Kölner Philharmonie) haben wir diese Stelle aus Gründen der Stringenz gestrichen:
Was ich seltsam finde: Die Leute bauen tolle Häuser, die Philharmonie de Paris zum Beispiel, an denen die Leute an verschiedenenen Positionen im Raum sitzen. Das wäre gut vorstellbar, wenn man dann auch Musik für diese spezifische Architektur beauftragen würde. Aber 80 Prozent der Musik, die dann gespielt wird, sind die Klassiker bis Mahler, die einfach frontal gehört werden müssen. Dann siehst du den Dirigenten, toll, aber hörst nur Pauke und Tuba. Diese Kluft zwischen der neuen Architektur und dem Übermaß an klassischer Musik, das sie brauchen, um die Halle zu füllen, macht mir ein bisschen Sorgen. Das ist möglicherweise einfach nicht die richtige Position für die Leute.
Dann gibt es noch eine Kritik am PR-Budget von Martin Hufner in der nmz:
Dem Konzerthaus in Hamburg steht es jedenfalls nicht gut, wenn es weiterhin nur auf seine Bedeutung als Bau- und Medienevent proklamiert. Die 10 Millionen aus der PR-Arbeit wären jedenfalls unter gegenwärtigen Bedingungen besser investiert gewesen in kultureller Arbeit. Man kann da nur hoffen, dass zumindest in diesem Punkt umgedacht wird. PR sättigt keine Kultur, sondern saugt sie aus.
… und es gab noch viel mehr, aber irgendwann ist auch Schluss. ¶